Steuern

Was sind die finanziellen Vor- und Nachteile einer Ehe?

Die finanziellen Vorzüge und Schwierigkeiten einer Eheschließung, zusammen mit wichtigen Fakten über Steuerkategorien, Freibeträge bei Kapitalgewinnen, Krankenversicherung, soziale Leistungen, finanzielle Unterstützung für Eltern und Erbschaftssteuerregelungen für verheiratete Paare.

finanzielle vor nachteile heirat
DIE FINANZIELLEN VOR- UND NACHTEILE EINER HEIRAT

Vorteile und Nachteile einer Heirat

Viele Paare, darunter auch Paare gleichen Geschlechts, die gemäß Lebenspartnerschaftsgesetz standesamtlich heiraten, besiegeln ihre Liebe am Hochzeitstag. Mit dem Jawort verändert sich für beide Partner das Leben. Besonders auf die eigene finanzielle Situation und in den Bereichen Steuern, Rechte und Pflichten bezüglich Altersvorsorge, Versicherungen und im Erbrecht wirkt sich die Heirat aus. Deshalb solltest du dich über die Vor- und Nachteile der Ehe informieren, bevor du zum Traualtar gehst.

Finanzielle Vorteile einer Ehe

Steuerklasse

Je mehr dein Einkommen und das Einkommen deines Ehemannes auseinanderliegen, umso höher wird die Steuerersparnis. Jetzt wirkt das sogenannte Ehegattensplitting, das heißt, dass ihr zwischen zwei Steuerklassen wählen könnt. Hast du oder dein Mann das höhere Einkommen, so sollte derjenige mit dem höheren Einkommen die günstigere Einkommenssteuerklasse drei und derjenige mit dem niedrigeren Einkommen die teure Einkommenssteuerklasse fünf wählen. Dadurch fällt die Steuerersparnis in der Steuerklasse drei höher aus als die Steuerlast in der Steuerklasse fünf. Ist Euer Einkommen fast gleich hoch, dann solltet ihr euch beide für die Einkommenssteuerklasse vier entscheiden. Ein Steuervorteil ist aber bei Steuerklasse vier nicht vorhanden, da ihr beide dann gleichviel verdient.

Freibeträge für Kapitalerträge

Bei Kapitalerträgen, sei es aus Zinseinnahmen, Aktien, Fonds oder Dividenden, beläuft sich der Freibetrag für euch nach der Heirat auf 1602 Euro, den ihr als Ehepaar gemeinschaftlich nutzen und aufteilen könnt. Von allen Kapitalerträgen, die darüber liegen, sind 25 Prozent Abgeltungssteuer, Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer an das Finanzamt abzuführen. Schöpfst du deinen Freibetrag nicht aus, kannst du ihn auf deinen Partner übertragen.

Krankenversicherung

In der gesetzlichen Krankenversicherung hast du die Möglichkeit, dich kostenlos über die Versicherung deines Ehepartners versichern zu lassen. Voraussetzung ist jedoch, dass du ein Monatseinkommen von maximal 450 Euro hast. Ist euer Einkommen höher, hat sich jeder eigenständig zu versichern. Kinder sind kostenlos in der Familienversicherung einbegriffen.

Elterngeld

Wenn ihr Elterngeld nach Eurer Heirat beantragen wollt, solltet ihr darüber nachdenken, als Ehepaar die Steuerklasse in die Steuerklasse drei zu wechseln, um ein höheres Nettoeinkommen zu erhalten. Elterngeld wird auf der Grundlage des letzten Nettoeinkommens berechnet. Dieser Wechsel lohnt sich jedoch nur, wenn der Maximalbetrag des Elterngeldes von 1800 Euro noch nicht ausgeschöpft ist. Die Möglichkeit des Steuerklassenwechsels ist nur Ehepaaren vorbehalten.

Schenken und Erben

Ehepaare haben beim Thema Erben und Schenken einen wesentlichen Vorteil. Du erbst mindestens zu halb, wenn ihr Kinder habt und es keinen Ehevertrag gibt. Der Freibetrag für Ehegatten bei Erbe oder Schenkung beträgt 500.000 Euro und kann jeweils nach zehn Jahren wieder in Anspruch genommen werden. Wird dir von deinem Ehepartner die selbst bewohnte Immobilie oder ein Teil daran geschenkt, brauchst du keine Schenkungssteuer zahlen. Auch eine Anrechnung auf den Freibetrag erfolgt in diesem Falle nicht. Für Ehepaare sind auch die Steuersätze für Schenkung und Erbe, die über den Freibetrag hinausgehen wesentlich geringer. Diese variieren zwischen sieben Prozent bei 75.000 Euro über dem Freibetrag bis neunzehn Prozent bei sechs Millionen Euro über den Freibetrag.

Altersvorsorge

Wenn du verheiratet bist, bist du weitestgehend gegen die Altersarmut geschützt, da du beim Ableben deines Ehepartners Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente, die Witwenrente, circa 25 bis 60 Prozent der Rentenansprüche des Verstorbenen, hast. Auch eventuelle Betriebsrenten werden so gezahlt, wenn Du als Begünstigter eingetragen wurdest. Ein weiterer Vorteil in der Ehe ist, dass du als nicht rentenversicherungspflichtige Person, selbstständig oder erwerbslos, förderwürdig für die staatlich geförderte Riester-Rente bist und einen eigenen Riestervertrag abschießen kannst.

Rentenansprüche nach Scheidung

Bei der Scheidung wird der sogenannte Versorgungsausgleich vorgenommen. Das heißt die Rentenansprüche jedes Partners, die während der Ehejahre erreicht wurden, werden durch den Rententräger errechnet, addiert und halbiert. Du und dein Ehepartner erhalten je zur Hälfte Rentenpunkte. Gleiches gilt für die betriebliche Altersvorsorge mit eigenem Anrecht. Der Rententräger oder Versicherer nimmt dann die Änderung der jeweiligen Verträge vor. Ehepaare haben aber die Möglichkeit, den Versorgungsausgleich in einem Ehevertrag explizit auszuschließen.

Finanzielle Nachteile einer Ehe

Sozialamt

Solltest du oder dein Ehepartner durch Arbeitslosigkeit oder anderen Gründen bedürftig werden, zahlt das Sozialamt nach den Vorschriften des Sozialgesetzbuches Leistungen. Die Errechnung der Höhe dieser Leistungen wird aufgrund euer beider Einkommen, die addiert werden, errechnet. Wird dabei festgestellt, dass du oder dein Partner den Lebensunterhalt allein bestreiten kann, wird keine Leistung seitens des Sozialamtes erbracht.

Unterhalt nach Scheidung

Gemäß gesetzlichen Bestimmungen ist dein Expartner auch nach Scheidung der Ehe verpflichtet, Dir gegenüber Unterhalt zu zahlen, wenn du weniger Einkommen hast als er und du dein Lebensstandard zu Zeiten der Ehe nicht annähernd halten kannst. Ob, und welche Höhe genau, richtet sich nach Einkommens- und Lebensverhältnissen sowie Vermögen, die Dauer nach Anzahl der Ehejahre oder Kindererziehungszeiten.

Vermögen nach der Scheidung

Der Vermögenszuwachs wird bei Scheidung der Ehe mit dem Vermögensausgleich halbiert, wenn eine Zugewinngemeinschaft vorgelegen hat und kein Ehevertrag mit Gütertrennung mit Ausschluss des Vermögensausgleichs existierte. Zum Ausgleich gehören Barvermögen, gemeinsame Anschaffungen, Wertsachen, Wertpapiere, Immobilien, aber auch Schulden, wie noch laufende Kredite.

Was geschieht mit den Scheidungskosten?

Die Kosten für ein Scheidungsverfahren werden gegeneinander aufgehoben, das heißt, du und dein Expartner haben jeweils die Hälfte zu tragen.

Mit der Heirat erlangen Paare nicht nur viele Gemeinsamkeiten, sondern sie erlangen auch Rechte und Pflichten mit vielen Vorteilen, die sich für sie finanziell positiv auswirken. Nachteile einer Ehe werden erst mit einer Scheidung sichtbar. Es heißt nicht umsonst, scheiden tut weh!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert